Wussten Sie, dass Menschen beim Erkennen von Gesichtern das gleiche Areal des Gehirns nutzen, das auch beim Lesen verwendet wird?
Das bedeutet, dass beim Lesen des Lieblingsbuchs oder beim Anschauen einer Nachricht auf dem Handy das Gehirn eigentlich die Worte als Bilder wahrnimmt. Diese Bilder gelangen dann von den Augen in den visuellen Cortex, wo sie Informationen über Laute und Bedeutungen zugeordnet werden.
Ganz schön interessant, oder? Und all das geschieht, während Sie diesen Satz lesen.
Da Sie ja jetzt darüber im Bilde sind, schauen wir uns einmal genauer an, wie Augenbewegungen eine Rolle dabei spielen, Worte als Bilder zu verstehen. Wir lernen auch etwas über die Muster, die uns beim Lesen helfen, und räumen einige der Mythen darüber aus dem Weg, wie das Lesen unsere Augen beeinträchtigt.
Die Rolle des Auges beim Lesen
Wenn unsere Augen einen Text überfliegen, dann filtert unser Gehirn die Beschaffenheit der Schrift. Buchstabenformen sowie die Zwischenräume innerhalb und außerhalb der Buchstaben senden Schnappschüsse an uns, um ein geistiges Bild des Angeschauten zu formen. Während unsere Augen damit beschäftigt sind, den Bogen eines „s“ und den Punkt eines „i“ voneinander zu unterscheiden, beginnt unser Gehirn, diese Informationen in einen Zusammenhang zu bringen. Durch die Verknüpfung von Bedeutung und Gedanken mit diesen Formen verwandelt der visuelle Cortex diese schnell in Wörter, die wir verstehen – so wird es für uns zur Selbstverständlichkeit, die Speisekarte eines Restaurants oder eine E-Mail-Bestätigung über den Versand unserer Linsenbestellung zu lesen.
Das mag kompliziert klingen, ist aber etwas, das wir schon in jungen Jahren entwickeln, wenn wir lesen lernen, und das schließlich automatisch wird. Wenn wir vertraute Wörter und Buchstaben immer wieder sehen, erkennen wir sie sofort, ohne sie in unserem Kopf abbilden zu müssen – und das alles mit der Kraft der Augenbewegung.
Durch Augenbewegungen lesen
Die Art und Weise, wie wir lesen, ist nicht immer linear. Unsere Augen ziehen es vor, Umgebungen visuell zu erkunden, und das ist auch der Fall, wenn wir Texte verarbeiten. Durch die Kombination von zwei Bewegungsmustern zur Unterscheidung von Wortformen kreisen unsere Augen und erfassen Wörter im Wechsel von Sakkaden und Fixationen.
Was sind Sakkaden?
Die schnellen Sprünge, die unsere Augen beim Lesen über Textzeilen machen, werden Sakkaden genannt. Diese blitzschnellen Bewegungen ermöglichen es unseren Augen, viele Informationen in einer kurzen Zeitspanne aufzunehmen, in der Regel 20-200 Millisekunden. So schnell, dass Sie es wahrscheinlich gar nicht bemerken.
Was sind Fixationen?
Fixationen sind die Zeitspannen, in denen unsere Augen zwischen Sakkaden eine Pause einlegen, um sich auszuruhen oder einen Textabschnitt genauer zu betrachten. Mit einer Dauer von etwa 200-300 Millisekunden sind sie immer noch relativ schnell, bilden aber eine gesunde Pause in der Welt der schnellen Augenbewegungen.
Auf die Mischung kommt es an.
Das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Mustern sorgt dafür, dass sich unsere Augen schneller durch Textabschnitte bewegen, damit das Gehirn das Gelesene erfassen kann. Außerdem ermöglicht es der Netzhaut, sich auf die Wörter zu konzentrieren, die vor ihr liegen, anstatt zu versuchen, eine ganze Seite zu erfassen.
Ohne Sakkaden oder Fixationen würde das Auge jedes Wort gleich gewichten und den Brennpunkt nicht weiterschieben, um mit dem Lesen fortzufahren – was unsere Sehschärfe einschränken würde.
Mythen über das Lesen und die Augenpflege entlarvt
Sorgt das Lesen mit Brille oder Linsen dafür, dass man auf diese dauerhaft angewiesen ist?
Auch wenn es den Anschein haben mag, dass Sie schlechter sehen, wenn Sie die Brille abnehmen, wirkt sich das Tragen von Brillen und Linsen zum Lesen oder „zu häufiges“ Tragen nicht negativ auf Ihre langfristige Sehkraft aus.
Ist es schädlich für die Augen, im Dunkeln oder bei schlechten Lichtverhältnissen zu lesen?
Das Lesen bei gedimmtem Licht schadet Ihren Augen nicht, aber es kann die Blinzelrate verlangsamen und damit zu einer leichten Überanstrengung der Augen führen.
Schadet das Lesen von besonders klein gedruckten Texten den Augen?
Kleingedrucktes kann zwar die Augen anstrengen und schneller ermüden, aber es gibt keine Belege dafür, dass es dauerhafte Schäden verursacht.
Führt das Lesen am Computer zu Augenschäden?
Die Arbeit am Computer schadet Ihrer langfristigen Augengesundheit nicht. Sie kann jedoch zu müden Augen und Ermüdung beitragen. Stellen Sie Ihren Bildschirm so ein, dass er weniger blendet, und ändern Sie die Helligkeitseinstellungen, um die Belastung für Ihre Augen zu verringern. Machen Sie regelmäßig Pausen nach der 20-20-20-Regel: Entspannen Sie Ihre Augen alle 20 Minuten für 20 Sekunden, indem Sie auf ein Objekt in 20 Fuß (etwa 6 Metern) Entfernung schauen.
Ist das Lesen draußen in der Sonne gefährlich?
Ein Buch am Strand oder am Pool zu lesen ist zwar entspannend. UV-Strahlen können allerdings bleibende Schäden verursachen. Tragen Sie immer einen geeigneten UV-Schutz für Augen und Haut.
So schützen Sie Ihre Augen beim Lesen
Nutzen Sie diese Tipps, um Ihre Augen beim Lesen gesund zu halten und eine Überanstrengung zu verringern.
- Stellen Sie eine Lichtquelle hinter sich auf, so dass die Seite direkt beleuchtet wird.
- Wenn Sie eine Lesebrille oder Kontaktlinsen verschrieben bekommen haben, sollten Sie diese tragen, damit Ihre Augen nicht überanstrengt werden.
- Vergrößern Sie den Text auf dem Bildschirm, wenn Sie Probleme mit kleinen Schriftgrößen haben und kaufen Sie Bücher mit entsprechenden Schriftgrößen.
- Passen Sie die Bildschirmhelligkeit an, bis Sie eine Einstellung gefunden haben, die für Ihre Augen angenehm ist.
- Praktizieren Sie die 20-20-20-Regel und machen Sie regelmäßig Lesepausen.
- Machen Sie Augenübungen und blinzeln Sie oft, um Ihre Augen zu befeuchten und Trockenheit zu vermeiden.
- Legen Sie beim Lesen großer Textmengen auf Bildschirmen eine Pause für Ihre Augen ein .
- Planen Sie routinemäßige Sehtests und Kontrolluntersuchungen.
Weitere Möglichkeiten, die Gesundheit Ihrer Augen zu erhalten, finden Sie auf unserer Lensblog-Seite zur Augengesundheit.