Sir John Herschel – (1792 – 1871)
John Fredrick William Herschel, 1792 geboren in Slough, England, war ein britischer Astronom, Wissenschaftler, Mathematiker, Fotograf und Erfinder. Er war das einzige Kind des bekannten Astronomen William Herschel. Er verbrachte seine Schulzeit am Eton College und besuchte anschließend die Universität von Cambridge, wo er an der Seite von Charles Babbage – der gemeinhin als Erfinder des digitalen Computers gilt – Mathematik studierte.
Im Anschluss an sein Studium in Cambridge arbeitete er gemeinsam mit seinem Vater auf dem Gebiet der Astronomie, was in ihm wiederum ein Interesse an der Optik und der Benutzung von großen Teleskopen zur Beobachtung des Nachthimmels weckte. Mithilfe dieser Teleskope entdeckte und katalogisierte er Hunderte von Nebelflecken und Tausende von Doppelsternen, was ihm den renommierten Gold Award der Royal Astronomical Society im Jahr 1826 einbrachte. Im folgenden Jahr wurde er zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt.
Um die Teile des Himmels zu katalogisieren, die von England aus nicht sichtbar sind, reiste Herschel 1834 nach Südafrika, wo er astronomische Beobachtungen von Sternen und kosmischen Ereignissen auf der Südhalbkugel unternahm. Während seiner vier Jahre in Südafrika schloss Herschel seine weitreichenden Untersuchungen des südlichen Himmelsbereichs ab – und erstellte den ersten vollständigen Katalog des von der Erde zu sehenden Himmels.
Nach seiner Rückkehr von Südafrika nach England verfolgte Herschel seine wissenschaftlichen Interessen in der Chemie und Fotografie, in welcher er 1842 mit einem als Cyanotypie bezeichneten neuen Druckverfahren Pionierarbeit leistete. Diese auf Eisenoxidation beruhende, neu erfundene Methode wurde die gängige Methode zur Erstellung von Blaupausen. Die Beliebtheit des Verfahrens inspirierte andere Erfinderinnen und Erfinder wie Anna Atkins und Henry Fox Talbot, diesen chemischen Prozess in ihren Forschungen auf dem wachsenden Gebiet der Fotografie zu nutzen.
In seinen späteren Jahren zog Herschel aus London weg, um sich weiterhin mit verschiedensten Experimenten zu beschäftigen, und schrieb nach wie vor Publikationen für die wissenschaftliche Gemeinschaft. Besonders erwähnenswert sind hierbei seine Forschungsergebnisse zu Sternen und anderen Himmelserscheinungen.
1871 verstarb er in seinem Zuhause in Kent und bekam am Westminster Abbey in London ein Ehrenbegräbnis. Seine Grabstätte befindet sich neben denen von anderen bekannten britischen Wissenschaftlern wie Isaac Newton und Charles Darwin, der 1882 neben Herschel begraben wurde.
Sir John Herschels Beiträge zur Augenoptik
John Herschel kombinierte sein Wissen über Linsen mit dem über Lichtreflexion und schlug 1827 einen der weltweit ersten Entwürfe für Kontaktlinsen vor. Außerdem dokumentierte er Forschungsergebnisse zum Sehvermögen wie:
- Studien zu verschiedenen Unregelmäßigkeiten der Hornhaut und Astigmatismus (Hornhautverkrümmung)
- Schlug das Schleifen von Glas zur Formung einer runden Linse vor, die so gut wie möglich zu der Oberfläche der Hornhaut passt, zusammen mit einer Gelfüllung, die sich zwischen Auge und Linse befindet
- Schlug die Fertigung eines Gusses des entsprechenden Auges an, um mit einem „transparenten Medium“ eine bestmögliche Passform auf der Hornhaut zu ermöglichen.
- Untersuchte die Ursachen von Farbenblindheit
Leider ermöglichte der damalige Stand der Technik keine Fertigung von Prototypen von Herschels Linsenmodell. Seine Theorien wurden jedoch zu einem soliden Ausgangspunkt für weitere Forschungen und Verbesserungen durch andere Visionäre auf dem Gebiet der Kontaktlinsen.
Andere erwähnenswerte Errungenschaften von John Herschel
Auch wenn John Herschel eine Schlüsselfigur in der ersten Konzeptualisierung von Kontaktlinsen darstellte, lag der Großteil seiner wissenschaftlichen Beiträge in Entwicklungen in der Astronomie, Meteorologie und Fotografie. Hier sind ein paar seiner erwähnenswerten Errungenschaften auf diesen Gebieten.
- Ihm wird zugeschrieben, die erste Person gewesen zu sein, die das Wort „Photographie“ benutzte, und prägte die Begriffe „Negativ“, „Positiv“ und „Schnappschuss“, um Fotos zu beschreiben.
- Erfand die Cyanotypie, auch bekannt als Blaupausenprozess – eine kameralose Methode unter Zuhilfenahme von Eisensalzlösungen, UV-Leuchten und Wasser, um durch Oxidation ein Standbild zu erhalten.
- Baute das erste großformatige Teleskop auf der Südhalbkugel
- Benannte offiziell vier Monde des Uranus und sieben Monde des Saturn.
- Erfand das Aktinometer, ein Gerät zur Messung der Sonnenstrahlung und -hitzeeinwirkung durch die Benutzung von Photonen.
Schlusswort
Obwohl Herschel vor der Fertigung der ersten Kontaktlinse verstarb, bildeten seine Forschungen in der Optometrie und der Entwurf einer Linse, die die Form des Auges berücksichtigt, die Grundlage für andere bekannte Persönlichkeiten wie F. A. Müller und Adolf Fick, um die Vorläufer zu den Kontaktlinsen zu entwerfen, mit denen wir heutzutage eher vertraut sind.